1987. Der Triumphzug des 1. FC Lok Leipzig durch Europa
29,90 €, 2. AUFLAGE, 360 SEITEN, FLEXEINBAND
13. Mai 1987: An diesem Tag steht der 1. FC Lokomotive Leipzig gegen Ajax Amsterdam in Athen im Finale um den Europapokal der Pokalsieger. Es ist der Höhepunkt der Saison 1986/87, der erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte. Dieses Fußballjahr steht für unvergessliche Spiele und eine Mannschaft, die quasi als Leipziger Regionalauswahl nach den Sternen griff.
Das damalige Herzklopfen und die Euphorie in der Stadt sind all denen noch heute gegenwärtig, die dabei waren, ob auf dem Rasen oder den Rängen. Das Buch beschreibt ausführlich die legendäre Saison des 1. FC Lok mit allen Europacup-, Meisterschafts- und FDGB-Pokalspielen, es lässt alle wichtigen Akteure noch einmal zu Wort kommen, erzählt alte und neue Geschichten aus dieser Zeit und zeigt viele, zum Teil unbekannte Fotografien.
Rezensionen
Leipziger Volkszeitung,
11.05.2017
Harte Wurst und präparierte Stollen.
Mehr Zeitzeugen, mehr Details, mehr Fotos – das Buch über den Siegeszug des Fußballclubs anno 1987 erscheint in neuer Auflage.
Leipzig. Der gelernte DDR-Bürger ging wie so oft lieber auf Nummer sicher. Wer wusste schon genau, wie die Verpflegung in den beiden Sonderzügen sein würde, die sich heute vor 30 Jahren – am 11. Mai 1987 – in den frühen Morgenstunden vom Leipziger Hauptbahnhof auf den Weg machten. Ziel war Athen, wo am Abend des übernächsten Tages das Europacup-Finale der Pokalsieger zwischen dem 1. FC Lok und Ajax Amsterdam über die Bühne ging. Für die 2585 Kilometer lange Strecke wollte man gerüstet sein, und daher hatte mancher vorsichtshalber die eine oder andere harte Wurst im Gepäck. Doch die Bedenken erwiesen sich als unbegründet, der Reisegruppe fehlte es an nichts, Bedienung und Verpflegung boten keinen Grund zur Klage.
Über diese Fahrt in die griechische Hauptstadt und somit ins kapitalistische Ausland, die normalerweise nur Rentner antreten durften, ranken sich viele Geschichten. Erzählt wurden sie zum Teil auch schon von Thomas Franke und Marko Hofmann in ihrem Buch „Neunzehn87“. Jetzt, fünf Jahre später und zum 30. Jahrestag des Endspiels, präsentieren sie ihre Zweitauflage und nennen sie „1987“. Der Titel ist also fast gleichgeblieben, macht aber auf einen Blick eine optische Veränderung deutlich. Die Autoren präsentieren noch mehr Details über den Triumphzug des 1. FC Lok durch Europa. Sie haben neue Zeitzeugen und viele Dokumente der Zeitgeschichte aufgespürt. Ob die Speisekarte im Zug vom 13. Mai dieses Kriterium erfüllt, sei dahingestellt – aufschlussreich ist sie allemal. Mittags, vor der Ankunft in der griechischen Hauptstadt, gab es jedenfalls Kasslerbraten mit Kartoffelpüree und Gurkensalat. Radeberger Bier, in der DDR eine der berühmten Bückwaren, war zur allgemeinen Überraschung ebenfalls stets vorrätig.
Zahlreiche Fotos werden in diesem Buch dank der Hilfe von Fotografen und Agenturen erstmals gezeigt, nicht nur aus Athen, sondern auch aus anderen Stationen während der denkwürdigen Spielzeit, in der Torhüter René Müller im Halbfinale gegen Girondins Bordeaux mit seinem verwandelten Elfmeter zum Helden wurde. Dass es sich teilweise um Schwarz-Weiß-Aufnahmen handelt, lässt das Durchblättern noch interessanter werden. Von Vorteil ist allerdings, dass der Spielball aus dem Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Sion tatsächlich in seiner Originalfarbe zu sehen ist. Leipzig lag im März 1987 unter einer Schneedecke, daher war der Ball rot. Allerdings ging diesem zweimal die Luft aus. Es waren nur zwei Exemplare mit dieser Farbe vorrätig, damals wurde noch nicht mit mehreren Bällen gespielt. Zu guter Letzt musste ein weißer Ball herhalten, mit dem Olaf Marschall und Hans Richter doch noch die Treffer zum 2:0-Sieg erzielten. Die roten Bälle hatten, so klärt das Buch auf, deshalb keine lange Lebenszeit, weil die Lok-Spieler zum besseren Stand Nägel in ihre Stollen geschlagen hatten. Das war in der DDR-Oberliga durchaus gängige Praxis, nicht nur bei Wismut Aue im Erzgebirge, wo oft solche Verhältnisse herrschten. Auch diese veränderte Stollen werden im Buch gezeigt und lassen vermuten, wie schwer es für den Schiedsrichter war, die Präparation zu erkennen.
Dass Hollands einstiger Ausnahmestürmer Marco van Basten, der im Endspiel von Athen für Ajax den 1:0-Siegtreffer per Kopf erzielt hatte, die Anfrage der Autoren unbeantwortet ließ und daher nicht als Gesprächspartner zur Verfügung stand, ist schade. Dem aufschlussreichen und sehenswerten Buch tut das allerdings keinen Abbruch. Vielleicht könnte es sogar Ansporn für eine dritte Auflage sein. Die Geschichten über den Siegeszug des 1. FC Lok durch Europa unter seinem Trainer Uli Thomale an dem am Ende zumindest ein Teil seiner Fans teilhaben durfte, werden schließlich immer wieder gerne und oft erzählt. Und es kommen immer wieder neue hinzu. Erst recht, wenn der 13. Mai heranrückt.
Leipziger Volkszeitung,
11.05.2012
Entwaffnend ehrlich und voller Details.
Es ist ein ehrliches, ein emotionales, ein spannendes Buch. Drei Jahre lang recherchierten Thomas Franke und Marko Hofmann, um der Lok-Mannschaft von 1986/87 „ein Denkmal zu setzen“ (Vorwort) und den Leipziger Triumphzug bis ins Athener Finale nachzuzeichnen. Sie stöberten in Archiven, sprachen mit Zeitzeugen in halb Europa, trieben eine Fülle bisher unveröffentlichter Fotos auf.
Und sie führten ausführliche Interviews mit den Europacup-Helden und Trainer Uli Thomale. Diese sind eine wahre Fundgrube zum Alltag des DDR-Fußballs, seinen Mechanismen und Abgründen. Die Team-Leader Frank Baum und René Müller erzählen von Reibungspunkten und Konflikten, unbedingter Ehrlichkeit und Charakterstärke einer verschworenen Gemeinschaft. Ronald Kreer berichtet von seinen Duellen mit Diego Maradona, Matthias Liebers spricht auch über sein späteres Bundesliga-Gehalt beim VfB, Matthias Lindner erklärt, warum an seiner Stelle der Berliner Hendrik Herzog nach der Wende zu Schalke ging.
Details ohne Ende, Anekdoten zum Schmunzeln. Wie Hans Leitzke zum Jubeln in eine leere Kurve lief und sich Heiko Scholz bei seiner Verfolgung verletzte verletzte. Wie Werder-Manager Willi Lemke die Lok-Spieler bei einem Hallenturnier in Bremen verwöhnte. Wie die Mannschaft Nägel in ihren Stollen versteckte. Warum sich Thomale und Klubchef Peter Gießner im Westen ein Hotelzimmer teilen und Frühstückstabletts vom Gang stiebitzen mussten.
Anderes war weniger lustig. Das Buch beschreibt die Auswahl der 860 Final-Touristen, von denen jeder Zehnte mit der Stasi verbandelt war, und wie es den Leipzigern mit zehn D-Mark in Athen erging. Und es schildert die berührende Flucht eines Mannes, der heute wieder in der Messestadt lebt.
Ein Kapitel widmen die Autoren der Beobachtung von Spielern und Verein durch den Geheimdienst – Verdächtigungen, Abhöraktionen, Verhöre, Reiseverbote nebst den Konsequenzen. Auch wer wissen möchte, wer in Mannschaft und Umfeld für die Stasi spitzelte, sollte die Investition nicht scheuen. Es lohnt sich.
Zeitspiel,
09/2017
360 Seiten haben sie mit der Europapokalsaison gefüllt, und jede einzelne ist ein Genuss. Neben großformatigen Bildern und einer – auch das soll einmal erwähnt werden – großartigen grafischen Umsetzung, gehen sie dem „Mythos 1987″ in zahlreichen Interviews mit Spielern, Funktionären und Fans sowie emotional-fachkundigen Texten auf die Spuren. So erklärt sich, wie die Lok-Mannschaft entstand, die Europas Fußball im Sturm eroberte, das mit Uwe Zötzsche ein ausgewiesener Chemie-Fan in der Erfolgself stand und wie kompliziert das mit der Reisegenehmigung für die Fans zum Endspiel nach Athen war.
Alle Spieler werden umfassend vorgestellt, viele optische Erinnerungsstücke aus den Erfolgstagen präsentiert und damit ein Gesamtwerk geschaffen, das eine herrliche Zeitreise erlaubt. Ein tolles Stück Fußballgeschichtsschreibung, nicht nur für die Fans der Blau-Gelben, sondern für alle, die wissen und verstehen möchten, wie Spitzenfußball in der DDR funktionierte.